Teenagerjahre: Das Bloggen muss warten plzmTeenagerjahre: Das Bloggen muss warten 5dfd5dd49b0c4c2083f71502ddfbfce8

Ach, ich würde ja so gerne wieder mehr bloggen! LOL. Nein.

Ich liege im Gras am See, die Sonne wärmt meine Haut, und das Wasser glitzert. Nur der kalte Wind hält mich davon ab, mich aufs Paddel zu schwingen. Naja, der Wind und Oskar, mein innerer Schweinehund. Stattdessen schreibe ich – wie immer von Hand – in mein schwarzes Notizbuch. Heute über die Teenagerjahre mit meinem Sohn.

Es ist schon wieder Mitte September, und ich frage mich, wo die Zeit geblieben ist. Ich war arbeiten, ich war turnen und ich war im Garten. Der Garten ist bei schönem Wetter einfach attraktiver als der Schreibtisch. Und eine gute Ausrede, um der Aufschieberitis zu frönen, denn es gibt dort immer etwas zu tun: jäten, giessen oder mit der Nachbarin plaudern. Seit wir auf der untersten Terrasse, direkt neben dem Gartentisch, einen Schrank aufgestellt haben, in dem ein Gaskocher, eine italienische Kaffeemaschine und ein paar Teebeutel lagern, geht das Schwätzchen über den Gartenzaun hinweg viel länger als vorher.

Habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mich ständig ablenken lasse? Vielleicht ein Bisschen. Ich will das Bloggen ja nicht aufgeben, sondern habe aktuell einfach andere Prioritäten. Zuoberst auf der Liste: Tun, was mir guttut. Und wie ich schon 2020 schrieb: Bloggen soll Freude machen.

Es ist also nicht so, dass ich Euch vergessen hätte. Ich ziehe nur gerade das echte Leben, das man riechen und anfassen kann, dem Internet vor. Nicht nur hier im Blog, sondern an allen Fronten. Meine Social-Media-Sucht kann ich als Kommunikationsbeauftragte eines Kulturbetriebs zu 200% ausleben, da wird es in der Freizeit fast zum Müssen. Wer mir auf Instagram folgt hat sowieso schon mitbekommen, dass ich seit Monaten fast nur noch Natur- und Gartenbilder poste.

Der Kurze wird gross

Der Kurze ist gross geworden – buchstäblich! Die 1.80-Meter-Grenze hat er geknackt und die im Frühling gekauften Jeans stehen schon wieder auf Hochwasser. Es ist ein eigenartiges Gefühl, wenn mein Baby auf mich herunterschaut.

Im Oktober wird er 15. Er ist im letzten Schuljahr und steht vor der Entscheidung, welchen Beruf er ab Sommer 2025 lernen möchte. Gerade wirbelte er noch durchs Quartier (sein Name reimt auf «hélice», was auf Französisch «Propeller» bedeutet) und jetzt muss er entscheiden, mit welcher Tätigkeit er in Zukunft sein Leben bestreiten möchte.

Wo sind nur die Jahre hin? Langsam muss auch ich mich abnabeln. Ich bin keine Mutter, die klammert, aber manche Kinder sind so intensiv und benötigen so viel Anleitung und Unterstützung, dass automatisch eine Leere entsteht, wenn diese mit der Zeit wegfällt.

Bittersüsse Melancholie

Mein aktueller Zustand ist eine bittersüsse Melancholie. Einerseits freue ich mich für ihn über die neuen Möglichkeiten, die vor ihm liegen. Ich bin stolz, wie gut er sich nach all den Sorgen und Nöten, die er in der Schule hatte, entwickelt hat.

Andererseits macht es mich auch nachdenklich, wie schnell diese Kindheit schliesslich vorbei ging. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich ihm Bilderbüchlein erzählt und Geschichten vorgelesen habe, und jetzt führen wir richtige Gespräche auf Augenhöhe über seine und meine Interessen.

Zwischendurch blitzt noch der fröhliche Lausejunge mit dem spitzbübischen Grinsen hinter der coolen Fassade hervor, aber die Momente werden seltener.

Das Blog muss warten

An Ideen fehlt es nicht, die Entwürfe schlummern in meinem Ordner. Ein kleines Schuldgefühl im Hinterkopf, das mir einflüstert, so werde das nie was mit dem Wachstum. Vielleicht verliere ich sogar an Leserinnen und Lesern, wenn ich nicht regelmässig poste.

Aber bei allem guten Willen, meine Lieben: Die warmen Tage sind gezählt, und die Zeit mit der Familie und die kleinen Momente im Leben kommen nicht wieder. Es ist an der Zeit, die Prioritäten neu zu setzen, denn bald wird der Kurze seine Flügel ausbreiten und abheben.

Die Erinnerungen, die ich jetzt schaffe, sind unbezahlbar! Ich finde die Teenagerjahre noch faszinierender als die Zeit vorher. Langsam sieht man, welcher Schmetterling sich aus dieser langen, knochigen, pickeligen Schale herausarbeitet. Zum Bloggen wird auch später noch Zeit sein, aber die Momente mit dem „Kurzen“ sind einzigartig und flüchtig und ich will jede Minute davon geniessen!

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Der "Kurze" ist jetzt ein Teenager
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