Alte Artikel wiederentdecken: Fundstücke aus einer anderen Zeit

Alte Artikel wiederentdecken: Fundstücke aus einer anderen Zeit
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Manchmal tauchen Dinge auf, die längst vergessen schienen. Alte Notizen, verblasste Fotos oder – wie in meinem Fall – ein paar Artikel aus der Zeit, als ich als Gymnasiastin für Lokalredaktionen schrieb.

Wollt Ihr mit mir gemeinsam alte Artikel wiederentdecken?

Die inzwischen vergilbten Artikel aus meiner Jugend sind mir beim letzten Umzug in die Hände gefallen. Sie sind nicht nur ein Blick zurück in eine andere Epoche, sondern auch in eine Phase, in der alles möglich schien und ich auf der Suche nach mir selbst war. Auf der Suche nach meinem Ausdruck, meiner Identität und meiner Stimme. Nicht nur als angehende Journalistin – damals hatte ich keinen Zweifel an dieser Tatsache – sondern auch als junger Mensch.

Diese Zeit war geprägt von Aufregung, Unsicherheit, aber auch Neugier. In der Redaktion der «Berner Tagwacht» konnte ich erste Erfahrungen machen und erfahrene Journalistinnen und Journalisten schenkten mir ihre Zeit, um mir ihr Handwerk zu erklären und dadurch besser zu werden. Sie hatten Computer und ich nicht, das heisst, jeder meiner Artikel wurde von jemandem abgetippt, da die Scanner Texterkennung noch in den Kinderschuhen steckte.

Mein Werden

Wie alle Anfängerinnen und Anfänger damals schrieb ich erst mal für die Lokalredaktion. Man fing klein an, verdiente sich seine Sporen, und erst dann wechselte man in eines der «wichtigeren» Ressorts. Ich war ungeduldig, hätte am liebsten direkt über nationale und internationale Politik geschrieben, statt über einen Umzug einer Institution für Menschen mit Beeinträchtigungen oder den Auseinandersetzungen um eine Kirche in einem Kuhdorf. Aber ich lernte dabei so viel – und nicht nur Schreiben.

Ich musste meine Schüchternheit überwinden, zum Telefon greifen, Fragen stellen, einen kompetenten Eindruck machen, obwohl ich meistens keine Ahnung hatte, was ich da tat. Und die ganze Zeit über war ich mir meiner Inkompetenz bewusst. Ich weiss nicht, wie andere damit umgehen, aber ich war manchmal sogar versucht, Geschichten zu erfinden statt objektiv wiederzugeben, nur aus Angst, mich zu blamieren. Aber schliesslich habe ich gelernt, reale Geschichten auf eine Weise zu erzählen, dass sie spannend zu lesen sind.

Dadurch veränderte ich nicht die Welt, wie ich in meinem jugendlichen Überschwang wollte, aber immerhin die Art und Weise, wie die Leserinnen und Leser die beschriebenen Fakten wahrnehmen.

Zeugnisse meiner Entwicklung

Meine alten Texte sind mehr als nur journalistische Fingerübungen. Sie sind Zeugnisse einer Entwicklung, und fühlen sich für mich gleichzeitig vertraut und irgendwie fremd an. Heute, mehr als 30 Jahre später, stehe ich beruflich und persönlich an einem ganz anderen Ort. Aber auch die Welt hat sich verändert. Die Welt, die Werkzeuge, die Arbeitsweisen.

Ende der 80er und Anfang der 90er-Jahre gab es noch Telefonzellen. Die Welt war analog. Ich hatte immer ein Schulheft in meinem Rucksack, in das ich meine Notizen und Entwürfe schrieb.  Zum Recherchieren fuhr ich in die Berner Universitätsbibliothek beim Münster, oder in eine andere Bibliothek. Es gab Karteikarten, Mikrofichen und Fotokopien. Man musste mit Menschen telefonieren oder sie treffen und direkt mit ihnen sprechen. Die Wenigsten hatten E-Mail. Das Geschenk meiner Eltern zur bestandenen Matura war eine elektrische Reiseschreibmaschine, mit der ich manchmal im Zug zwischen Bern und Neuenburg schrieb, und die mich auch während meiner Au-Pair-Zeit in Avignon begleitet hat.

Die Erinnerungen und Erfahrungen bleiben

Von all dem bleiben nur die Erinnerungen und Erfahrungen. Der Bub wird das alles nicht mehr lernen, dafür anderes. Die unten verlinkten Artikel sind in dem Sinn nicht nur ein kleiner Blick zurück in die Berner Lokalpolitik, sondern auch in mein eigenes Werden, meine Träume von damals, meine Interessen und Unsicherheiten und all die Gefühle und Ängste, die ich nicht aufgeschrieben habe, aber erneut fühle, wenn ich an die Situationen zurückdenke oder an all die Artikel, die ich aus verschiedenen Gründen nicht geschrieben habe, weil ich mich nicht traute.

Wenn Ihr also Lust hab, mit mir auf Zeitreise zu gehen, könnt Ihr gerne in diesen Fundstücken stöbern. Vielleicht findet Ihr in meinen Geschichten von damals einen Funken, der Euch an mein damaliges «Ich», oder an Eure eigenen ersten Schritte erinnert. Schliesslich sind solche Funde nicht nur Texte in einem Computer, sondern sie sind Zeugnisse davon, wer wir damals waren und wer wir heute sind.

Das also unsere Gedanken, wenn wir alte Artikel wiederentdecken. Geht es Euch auch so? Habt Ihr auch so alte Sachen aufbewahrt, oder geht Ihr weiter ohne zurück zu blicken?

Hier ein paar Fundstücke aus der Zeit, als ich als Gymnasiastin für die Lokalredaktion der „Berner Tagwacht“:

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