Es gibt so Momente, in denen einem klar wird, wie toll dieses Land, in dem wir leben, eigentlich ist.

So sitzt man beispielsweise im Theater und wartet, dass die Vorstellung beginnt. Ein Tuscheln beim Eingang, da steht eine Bundesrätin, eine Ministerin aus der Regierung, in Begleitung ihrer Familie. Die Leute flüstern und tuscheln kurz, schauen zu ihr rüber, nicken ihr zu und schauen wieder weg.

Das war’s. Keine Sicherheitskontrollen, keine Bodyguards, kein abgeschirmter Bereich, sondern Kabinettsmitglieder aus dem Volk, Teil dieses Volkes.

Bei aller berechtigten Kritik an der Politik des Bundesrates: In anderen Ländern müssen Regierungsmitglieder vor ihrem eigenen Volk beschützt und abgeschirmt werden. Nicht nur, weil sie in Gefahr sein könnten, sondern auch, weil sie belästigt würden. Die Menschen würden hingehen, nach Selfies fragen, kreischen, Händeschütteln oder über Politik diskutieren. Nie könnte ein Spitzenpolitiker mit seiner Familie essen oder ins Theater gehen und dabei einfach in Ruhe gelassen werden.

Hier ist das (noch) möglich und ich wünsche mir, dass es weiter so bleibt. Denn nur wenn Politikerinnen und Politiker tatsächlich Teil des Volkes sind, und am Alltagsleben in ihrem Land teilhaben, können sie auch die Belange der Menschen verstehen und sie in ihrer Arbeit vertreten.

Ich habe mich übrigens bei dem Theaterbesuch nicht getraut, die Bundesrätin anzusprechen und ihr für ihre Arbeit zu danken. Es war auch nicht die richtige Gelegenheit, da sie mit ihrer Familie unterwegs war und ich mit meinem Sohn und meiner Mutter.

Also habe ich ihr kurz darauf eine Karte geschickt, mich bei ihr bedankt und ihr ein gutes Neues Jahr gewünscht.
Sie hat geantwortet.
So wünsche ich mir unsere Politikerinnen und Politiker!