Seit ich vor gut einem Jahr das wunderbare Buch Die Geschichte der Bienen von Maja Lunde gelesen habe, hat mich das Thema, wie man Wildbienen schützen könnte, nicht mehr losgelassen. Einige seiner Bücher, zum Beispiel das hier besprochene Bilderbuch „Die Biene, die sprechen konnte“ von Al MacCuish und Rebecca Gibbon haben auch den Kurzen für das Thema sensibilisiert.
Ohne Bienen und andere bestäubende Insekten hat die Menschheit keine Zukunft – und da sprechen wir nicht von auf Hochleistung gezüchteten, krankheitsanfälligen Honigbienenarten, sondern von den ehemals unzähligen Wildbienenarten, von denen viele, viel zu viele heute vom Aussterben bedroht sind.
Inhaltsverzeichnis
Weshalb muss man Wildbienen schützen?
Immer mehr Menschen sind für die Thematik sensibilisiert und es gibt zahlreiche Aktionen und Anstrengungen, um zu informieren aber auch ganz konkret etwas für die Bienen zu tun. Auch wir haben uns überlegt, wie wir Wildbienen schützen und unterstützen können.
Seit letztem Jahr haben wir in unserem Garten einiges verändert: Auf Permakultur umgestellt und überall „Bienenecken“ eingerichtet mit Wildblumen und so genannten Unkräutern, von denen aber jedes Nahrung für unzählige Arten ist. Denn ja: Je grösser die Artenvielfalt bei den Pflanzen, desto grösser auch die Artenvielfalt bei den Insekten. Eigentlich logisch, oder?
Lieber keine künstlichen Nisthilfen und „Bienenhotels“
Natürlich haben wir auch über die Anschaffung oder den Bau eines „Bienenhotels“, also einer künstlichen Nisthilfe, nachgedacht. Man meint ja, damit etwas besonders Gutes für die Bienen zu tun. Aber die Kontra-Argumente von wildbee.ch haben uns dann überzeugen können, dass die Idee vor allem für die Menschen schön ist, aber denen Bienen nicht wirklich etwas bringt – im Gegenteil, an manchen Orten wurden die tatsächlich bedrohten Bienenarten von den klünstlich angesiedelten Maurerbienen noch mehr in Bedrängnis gebracht. Das kann’s ja dann auch nicht sein. Das Aufstellen von Nisthilfe an Orten, wo kaum mehr Bienen vorkommen, ist auch völlig sinnfrei: Man setzt doch keine Tiere in der Wüste aus, wo sie keine oder nur vergiftete Nahrung finden.
Wenn an manchen Orten kaum mehr Bienen zu finden sind, dann muss man dort keine neuen Bienen ansiedeln, jedenfalls nicht als erste Massnahme, sondern die Umgebung so gestalten, dass Bienen wieder einen Lebensraum vorfinden, in der sie überleben können. Erst dann macht eine Ansiedelung überhaupt Sinn (ist aber oft gar nicht nötig, weil die Insekten von selbst zurückkommen).
Was kann man konkret tun, um Wildbienen zu schützen und andere Bestäuber zu unterstützen?
- Organisationen und Aktionen unterstützen, die sich für die Informationen über und den Schutz von Wildbienenarten stark machen (hier gibt es eine Liste).
- Die industrielle Vergiftung unserer Umwelt nicht mehr unterstützen und nur noch Bio einkaufen.
- Sich politisch für ein Verbot von Pestiziden und Insektiziden stark machen oder Organisationen unterstützen, die dies tun, entsprechende Petitionen, Initiativen und Referenden mit Unterschriftensammlungen, finanziell und Einmischung in den Abstimmungskampf unterstützen.
- Im eigenen Garten oder Balkongarten auf Pestizide, Insektizide, Herbizide und künstlichen Dünger verzichten.
- Den Bienen wo immer möglich (Blumenkistchen, Blumentöpfe, Rabatten…) Nahrung anbieten: Statt importierte Zuchtpflanzen einheimische Wildblumen blühen lassen!
- Sich dafür engagieren, dass möglichst viele Landstriche natürlich bleiben und dass weitere Naturschutzgebiete geschaffen werden.
- Nistplätze schaffen und zwar wenn möglich auf natürliche Weise, das heisst in Form von offenen, sandigen und kiesigen Bodenflächen, Trockenmauern, totem Holz, Steilwänden, Asthaufen, usw. Nur wenn es nicht möglich ist, natürliche Lebensräume zu schaffen, machen künstliche Nisthilfen Sinn (aber auch dann nur, wenn für die angesiedelten Bienen genügend Nahrung zur Verfügung steht).
- Wer sich für die Imkerei begeistert und Bienen züchten möchte, sollte sich eine fundierte Ausbildung gönnen. „Die Bienen einfach machen lassen“ funktioniert unter den heutigen Bedingungen leider nicht mehr und führt leider dazu, dass Krankheiten und Schädlinge sich noch schneller verbreiten können.
Das ist doch schon einiges, das im Alltag möglich ist. Und man muss übrigens vor Wildbienen keine Angst haben: Sie sind nicht aggressiv und stechen auch nicht. Und für Honigliebhaberinnen und -liebhaber sei versichert: Was immer ihr für die Wildbienen tut in Sachen Nahrung und Lebensraum, das kommt auch den Honigbienen zugute!
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Ergänzung: Eine Leserin hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass nicht alle domestizierten Honigbienen krankheitsanfällig sind, sondern dass vor allem eingeschleppte Schädlinge und Pestizide, Herbizide und Insektizide alle Bienenarten schwächen und anfälliger für Krankheiten machen.
Noch eine Ergänzung: Eine im Juni 2019 veröffentliche Studie der University of Vermont hat gezeigt, dass Honigbienen zahlreiche Wildbienenarten gefährden, weil sie – via die bestäubten Blüten – Viren und Parasiten übertragen können. Deshalb empfehlen die Forschenden, für Bienenstöcke der Honigindustrie von Orten fernzuhalten, an denen gefährdete Hummel- und Wildbienenarten leben.