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Ich mochte den Geruch von brennenden Zigaretten schon als Kind. Mit 16 habe ich nicht aus Coolness oder Gruppendruck mit Rauchen angefangen, sondern weil ich Zigaretten so gerne roch.

Damit aufgehört habe ich erst nach meiner Fehlgeburt.

Es ist jetzt 10 Jahre und 7 Monate her, dass ich keine Zigarette mehr geraucht, und auch keine Zigarettenpause mehr gemacht habe.

Aber ich bin gestresst. Stehe mit einem Fuss im Burnout. Ich bin Mutter eines extrem intensiven Kindes, habe einen Haushalt und eine Firma zu führen und verzettle mich in zahlreichen befriedigenden und sinnstiftenden Ehrenämtern. Ich habe eine Todo-Liste bis zum Mond und zurück und je mehr ich davon erledige, desto länger wird sie.

Seit einem Jahr und sieben Monaten gehe ich auf Anraten meiner Hausärztin zu einer Therapeutin, die sich auf Stress und auf die Prävention von Burnout spezialisiert hat. Die sagt mir alle paar Wochen, dass ich dringend mehr Pausen in meinen Alltag einbauen muss, um nicht irgendwann einfach umzufallen, denn damit wäre auch niemandem geholfen.

Selbstverständlich halte ich mich an ihre Anweisungen. Ich habe entdeckt, dass so Pausen ganz praktisch sind, um schnell die Wäsche aufzuhängen, meine Mutter anzurufen, ein Fachbuch zu lesen, dem Kurzen seine Aufgaben zu kontrollieren oder ein Brot zu backen. Seit ich zu der Burnout-Tante gehe, mache ich sogar Mittagsschläfchen, denn das ist die perfekte Gelegenheit, um einen inspirierenden Podcast über Marketing und Verkauf oder das perfekte Leben anzuhören. Ihr kennt das.

Als ich noch geraucht habe, war das mit den Pausen viel einfacher. Da ging ich jede Stunde für fünf Minuten vor die Tür. Ich brauchte nichts vor mir selbst zu rechtfertigen, denn ich ging Eine rauchen. Das war Rechtfertigung genug.

Aber ohne Zigarette?! Da hat man schlicht keinen richtig guten Grund, um vor die Tür zu gehen. Oder ums Quartier zu spazieren. Erst recht nicht, um ein paar Minuten nur ruhig da zu stehen und zu atmen.

In meinem überfrachteten, durchgetakteten Alltag gibt es für unproduktive Momente schlicht keinen Platz, jedenfalls nicht ohne schlechtes Gewissen. Deshalb hänge ich auch mehr als mir gut tun in den Sozialen Medien herum: Da kann ich mir wenigstens einen Anschein von Aktivität geben. Und schliesslich ist Netzwerken irgendwie auch wichtig fürs Geschäft.

Es ist wirklich ein Drama, dass ich es nicht hinbekomme, mir ohne schlechtes Gewissen Pausen zu erlauben. Einfach sein, einfach atmen, einfach nichts tun, weder telefonieren noch mailen noch lesen noch lernen…

Dabei ist sich die psychologische Forschung einig, dass der Mensch genau in solchen Momenten überhaupt kreativ wird – ohne Pausen würde man nicht nur in Rekordzeit ausbrennen, sondern auch all seine Kreativität verlieren.

Anders gesagt: Ohne Musse keine Muse!

Irgendwann muss man das Gehirn nicht nur füttern, sondern ihm auch die Möglichkeit geben, das Aufgenommene zu verdauen.

Eigentlich weiss man das alles.

Eigentlich wäre es ganz einfach.

Eigentlich.

Wie macht ihr das mit den Pausen? Braucht Ihr auch eine Ausrede, um mal nichts zu tun, oder könnt ihr das gut?

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