Falsch gewickelt, liebe Leute!
Das Kind gehört zur Mutter. Nicht umgekehrt!
Wie soll es denn von seinen BetreuerInnen lernen können, wie die richtige Welt funktioniert, wie soll es die vielen Dinge lernen können, die es in seinem Leben brauchen wird, wenn es die ersten paar Jahre in einer sterilen, mit Wattebäuschen ausgelegten Kinderzimmerwelt verbringen muss?
Ihr erinnert Euch an Licia Ronzulli? Ja genau, Licia Ronzulli, die Italienische Abgeordnete im Europaparlament, die im September 2010 ihre kleine Tochter Victoria mit zur Arbeit brachte. Sie stillte, im Tragetuch trug und während Abstimmungen abknuddelte. Das Schöne: Sie tut es immer noch!
Jetzt kann man sich natürlich fragen, ob ausgerechnet das Europaparlament die richtige Umgebung für ein Kind ist, um aufzuwachsen. Vermutlich nicht. Noch nicht. Es wird zur richtigen Umgebung werden, sobald andere Parlamentarier und Parlamentarierinnen Ronzullis Beispiel folgen und ebenfalls ihre Kinder – aller Altersklassen – mitnehmen.
Denn für eine gesunde Entwicklung gehören Kinder nicht in Kinderzimmer und Gleichaltrigen-Kindergruppen in einer „Kinderwelt“ weggesperrt, sondern unter die Leute, grosse und kleine, Erwachsene, Kinder und Jugendliche, Männer und Frauen. Nur so können sie die gesamte Bandbreite menschlichen Verhaltens kennenlernen.
Geht nicht zu den Kindern, bringt sie mit raus! Das ist gesünder -ÃÂ nicht nur für die Kinder!
Bekommt das Kind dann wohl jeweils Ritalin, damit es ruhig sitzen bleibt? Carmen fände es schon einen Moment lang lustig, bei mir in einer Sitzung zu sitzen, aber wohl nicht sehr lange…. Ich „schleppe“ die Kids aber auch sehr oft raus, und meist finden sie es auch sehr lustig.
Ich denke, es kommt auf das Kind an ob die Teilnahme an einer Parlamentssitzung möglich ist oder nicht.
Kurzer kam mit knapp jährig an die eine oder anderen Sitzung mit meinem Ex-Arbeitgeber mit, im TT, oder am Boden schlafend, oder dann auf allen Vieren im Büro herumwuselnd. Das ging tiptop.
Jetzt, mit Zweieinhalb, würde es vermutlich anders aussehen. Obwohl, im Januar hat er an einer ganztätigen Versammlung teilgenommen, die sein Vater und ich leiteten – das ging auch gut, wir waren erstaunlich wenig abgelenkt. Er düste im Saal rum, spielte mit seinen Autos, und hatte eine gute Zeit.
Ganz so einfach umzusetzen, ist das nicht. Aber weniger, weil es vom Geschäft her nicht ginge, sondern weil ich auch glaube, dass das Kind einfach nicht so lange still sitzen kann. Und am Schluss stört es dann doch die Sitzung oder was auch immer. Natürlich wäre es ideal, alle würden ihre Kinder mitnehmen ins Büro, und sie könnten rumlaufen und krabbeln und miteinander spielen. Aber ganz ehrlich gesagt, geht das schon nicht wirklich überall. Aber ja, da wos geht, soll man den Mut haben, es zu machen. Ich mag mich erinnern, dass uns meine Mutter einmal zu einer Weiterbildungsveranstaltung mitgenommen hat, weil sie uns nicht abgeben konnte (oder wollte). Und wir trotteten den ganzen Tag so nebenher. Und das ging. Oder wenn sie abends noch ein paar Stunden irgendwo putzte, da gingen wir mit und warteten, bis sie fertig war. Von der Grundhaltung finde ich auch, dass wir nicht ständig denken müssen, wem gebe ich das Kind dann ab, sondern: Kann ich es vielleicht grad mitnehmen?
Es war immer unsere Traum, dass wir arbeiten und trotzdem unser(e) Kind(er) bei uns behalten können, nachdem wir dieses Modell bei einer Familie in England gesehen haben. Viele Kleinunternehmer/innen in der Schweiz leben das auch. Und ich find’s lässig, finde, es lohnt sich wirklich, in diese Richtung weiterzudenken. Das Modell von strikter Trennung von Arbeitswelt und Lebenswelt halte ich für sehr ungesund (und dass die Arbeitswelt immer mehr ins Private eindringt auch). Deshalb meine „Forderung“, das Private in die Arbeit reinzutragen.
Man stelle sich nur beispielsweise mehrere hochqualifzierte Mütter wie uns vor, die eine Bürogemeinschaft bilden und ihre Kurzen zur Arbeit mitbringen. Es gibt ein Spielzimmer und immer eine von ist wäre (abwechslungsweise) „Kinderbeauftragte“, und hütet, die anderen sind am arbeiten. Oder wie man sich eine Sekretärin gemeinsam finanzieren täte, würde man sich eine Nanny gemeinsam finanzieren, die die Kinder am Arbeitsplatz hütet.
Liebe Katharina
wo ist denn bei deinem Modell der Unterschied zu einer KiTa? Bloss dass die Kinder in der KiTa wohl ein weitaus grösseres Angebot haben, als wenn sie den ganzen Tag in einem Spielzimmer abhocken müssen. Und nach draussen gehen die KiTa-Kinder auch…
Klar gehört das Kind zur Mutter, aber ich hätte moralische Bedenken, mein Kind tageweise so betreuen zu lassen. Da hat er es in der KiTa besser!
lg tamara
also meiner hat seit der geburt nie still sitzen können. schon die erste zeit. alle 15 min geschriehen, dass er hunger hat. wenn das bei anderen geht will ich nciht wirklich wissen was für drogen verabreicht werden müssen. aber natürlich finde ich das nicht. kein kind bleibt einfach still und ruhig sitzen.
Auch Erwachsene bleiben nicht tagelang still und ruhig sitzen.
Aber mit einem so bewegungsfreudigen Kind wäre wohl ein Job als Gärtnerin oder ähnliches besser kompatibel, denn als Parlamentarierin.
finde ich sehr verallgemeinernd. es gibt sehr wohl kinder die von allein still und ruhig sitzen und die sehr genügsam sind. jedes Kind ist anders!
Meine Tochter braucht viel Bewegung, aber sie kann genauso gut still und ruhig sitzen und an etwas konzentriert „arbeiten“. Es ist nicht jedes Kind so wie deines, und deshalb den andern Eltern gleich den Einsatz von Drogen zu unterstellen finde ich etwas starken Kaffee!
Ich bin so aufgewachsen, wie du es beschreibst, Kat, denn meine Eltern hatten ein Restaurant, und wir sind da mit aufgewachsen. War für uns meist toll, da wir auch immer mit dem Personal ein gutes Verhältnis hatten. So konnte Mami dann jeweils auch gut ohne uns zum Coiffeur oder so gehen. Meine Eltern sind selber beide in Kleinunternehmen mit aufgewachsen. Wir alle „Unternehmerkinder“ (fast alle meiner Cousins und Cousinen sind auch in so einem Betrieb grossgeworden) haben immer viel zuhause auch mithelfen müssen (Kinderarbeit… ;-)), aber wir alle sind so eben auch sehr arbeitsame Leute geworden. Das mit der Bürogemeinschaft mit Kids haben wir im Büro auch schon überlegt, und ich hirne unter anderem auch deswegen immer mal wieder der Selbständigentätigkeit nach, weil ich da eben in solchen Entscheiden autonomer wäre.
@Kat: Wie fanden die anderen in der Versammlung das herumspringende Kind? Im Europarat ginge das wohl nicht…. 😉 Ich vermute mal, dass die Parlamentarierin jeweils nur kurz im Saal ist, dann geht sowas ja noch…
Wieso meinst du, dass die strikte Trennung von Arbeitswelt und Lebenswelt ungesund sei, aber auch das Eindringen der Arbeitswelt ins Private? Das widerspricht sich m.E.. Ich vermische laufend beides, und mir ist dabei „vögeliwohl“.
Kürzlich habe ich auch mal wieder Carmen zu einer kurzen Sitzung im Büro mitnehmen „müssen“. Das ging einigermassen, aber war doch recht anstrengend. Zuhause was fürs Büro arbeiten geht inzwischen aber super, da die Kids sich da gut mal eine Weile selber beschäftigen können. Deshalb bin ich ja auch froh um meinen Teil Homeworking, den ich sicher noch ausbauen werde.
Ich bezweifle auch, dass die kleine Victoria den ganzen Tag über im Parlament rumdüst. Aber die Fotos sind toll 🙂
Ich hatte überhaupt nicht Homeoffice im Hinterkopf, als ich das von der Vermischung schrieb. Ich hatte mal einen Bigboss, der an Wochenende bei mir zuhause anrief, ihm sei noch dieses und jenes in den Sinn gekommen, ich solle bitte notieren, dass ich am Montag noch dieses und jenes… Oder mein Mann, als er noch im Aussendienst arbeitete, bekam Telefone während den Ferien. Solche Vorfälle hatte ich im Kopf, als ich das schrieb. Freizeit muss Freizeit bleiben, es kann nicht angehen, dass wir 24/7 dem Arbeitgeber zur Verfügung stehen. Diese Erwartung von AGs (und das Mitmachen aus Angst der ANs) halte ich für ungesund. Dass man während der Arbeitszeit (auch im Homeoffice oder auf Pikett) zur Verfügung steht, ist selbstverständlich.
Ich habe es noch nie sehr krass erlebt, aber ich sehe die Vermischung sehr locker, solange mir der Job Spass macht. GG und ich arbeiten oft noch am Sonntag abend was, und da ich in einer internationalen Firma arbeite, kommen manchmal auch Calls zu „Unzeiten“. Stört mich gar nicht, solange ich eben auch im Büro ungestört auch mal was Privates machen kann. Ich gehe da auch ins Facebook, mache Internet-Bestellungen (hihi, wenn nicht gerade http://www.tchibo.ch wegen „Zugehörigkeit zur Kategorie Lingerie und Swimsuits“ gesperrt ist…..; aber dafür habe ich mir nun ein WLAN-Passwort für mein iPad besorgt….), telefoniere oder mache Internetbanking. Natürlich alles in einem beschränkten Rahmen, aber für mich ist die Vermischung kein Problem.
Damit das funktioniert, muss es sein gegenseitiges Geben und Nehmen sein. Und nicht nur der AG der nimmt und der AN, der gibt. Ich spreche hier von einem Mann, der mir einen halben Tag Frei für die Beerdigung meines Grossvaters nicht geben wollte, weil er keine Vertretung hatte. Und von einem Arbeitgeber, der meinen Mann im CHUV anrief (als Kurzer dort auf der Intensivstation lag!) um ihm zu sagen, wenn er schon in Lausanne sei, soll er noch bei dem und dem Kunden was reparieren gehen.
Beide AGs sind wir unterdessen übrigens los geworden.
Bravo fürs Loswerden! 🙂
DesperateWorkingDad hat die Kinder auch manchmal in die Praxis mitgenommen, wenn ein Betreuungsengpass aufgetreten ist. Vor allem den älteren Patienten hat das gut gefallen, manche haben ihm dann sogar ab und zu was mitgebracht für die Kinder. Ich finde die strikte Trennung in Kinderwelt, ArbeitendeBevölkerungWelt und Altenwelt auch nicht so optimal, habe mich aber selber nie getraut, die Kinder mit ins Büro zu nehmen. Aber die Idee mit der Gemeinschafts-Nanny finde ich klasse!
Deren Lohn könnte man vielleicht sogar absetzen. Vielleicht nicht, wenn man sie als Nanny deklariert, aber sicher als Bürohilfe o.ä.
Ich hatte eine Frauenärztin, deren Kind in der Praxis rumwuselte. Das hingegen fand ich gewöhnungbedürftig…. aber glaub auch nur, weil man es sich nicht gewohnt ist, dass ein Dreijähriges kommt „Mami, darf ich bei dir sein?“ wenn man grad die Füsse in der Luft auf dem Stuhl sitzt.
Und als Frauenärztin konnte sie es sich natürlich erlauben, notfalls mal eine Patientin zu verlieren, wenn diese ihre Beine nicht vor dem Kind öffnen wollte…. 😉
Super Artikel! Genau so…
Ich durfte am Wochenende mal wieder in einer Frauenzeitung lesen, warum gerade für Frauen die Selbstständigkeit so attraktiv ist, denn (hört, hört) nach dem Kind ist man ja für den „normalen“ (sprich Angestellten) Job nicht mehr einsetzbar. Wenn sogar Frauenzeitschriften (des gehobenen Segments) das jetzt schon selbstverständlich finden, dass Frauen mit Kind raus aus der Berufswelt sind, dann finde ich es auch nicht mehr verwunderlich, dass jetzt dieses ultra-gut-durchdachte Betreuungsgeld verabschiedet wurde.
Also liebe selbstständige Mamis: nicht aus Interesse, Leidenschaft, Talent, etc. selbstständig machen, sondern als Notlösung wegen Kind 😉
LG Helen
Ich möchte momentan gar nicht wieder ins Angestelltendasein zuück. Das hat mir nämlich noch nie Spass gemacht 🙂
Da habe ich doch Glück mit meinem Arbeitgeber und vor allem mit meinem Chef, dass ich mich wirklich wennschon nicht wegen der Kinder selbständig machen würde sondern weil es von der Arbeit her mir sicher Spass machen würde. Derzeit ziehe ich es aber immer noch vor, jeden Monat fix den Lohn auf dem Konto zu haben und nicht den Aufträgen nachrennen zu müssen…. 😉
Die Aussage ,“Das Kind gehört zur Mutter“ gehört in die finstersten Zeiten deutscher Geschichte. Der Muttermythos der alten Zeiten wurde vom Feminismus der 70er Jahre. aufgegriffen und von Politiker/innen der groÃen Parteien als auch der Alleinerziehendenlobby in die Köpfe der Deutschen verpflanzt. Diese Idee ist Grundlage der traurigen Situation der heutigen deutschen Familiensituation:
Väter werden aus Familien ausgeschlossen-unabhängig davon, was sie für ihre Kinder tun.
@Günter: Ich gebe dir absolut recht. Gerade in der letzten „NZZ am Sonntag“ gab es einen interessanten Artikel zum Thema. „Zeit, loszulassen“ – die Autorin schreibt eben, dass die Mütter die Verantwortung nicht abgeben wollen. Väter haben in unserer Gesellschaft leider echt noch zu wenig zu sagen. Ich rede immer von der Vereinbarkeit von Job und Familie für Mutter und Vater, aber das tun nicht viele. Und wenn bei uns ein Kind krank ist, dann schauen mein Mann und ich, wer es sich besser einrichten kann, zuhause zu bleiben, denn ich finde auch, dass das Kind gerade so gut auch vom Vater betreut werden kann. Mein Mann hat auch jeden Mittwoch Papitag (und ich Dienstag und Freitag; Montag und Donnerstag lassen wir beide los und legen die Betreuung in fachkundige Hände in Krippe und Hort).
Wieder mal genau getroffen.
Wir waren kürzlich bei einem Termin (mein mann und ich gemeinsam) und unsere dreijährige Tochter kam mit. Am Ende des fast anderthalbstündigen Gesprächs meinte die Dame ganz erstaunt zu der Kleinen: Du hast jetzt aber lange und geduldig, und so ruhig gespielt!
Währenddessen sass sie die meiste Zeit auf meinem Schoss, spielte mit Püppchen, hat gezeichnet, aus dem Fenster geschaut, musste mal schneuzen, … sie war einfach dabei, und das ist immer so und das normalste der Welt. Ich hätte sie auch bei der Nachbarin oder einem andern Babysitter lassen können. Aber weder wir, noch die Dame liessen sich durch die Anwesenheit des Kindes beirren, und 10 Sekunden zum schneuzen oder eine kurze Zurechtweisung haben immer Zeit. Und so lernen Kinder, die „dabei sind“, dass es nicht immer um sie geht und dass man auch alleine was spielen kann. Aber dass Mami und Papi trotzdem da sind, um ihr die Nase zu putzen.
Schön, wenn es Kinder gibt, mit denen das geht. Mit meinen dreien wäre das unmöglich, auch wenn ich sie auch schon ins Büro mitgenommen habe (aber nicht zum ruhig sitzen…). Aber ob die Kinder daran wirklich Freude haben?
Drei aufs Mal stelle ich mir etwas anstrengend vor. Da kommt man wohl kaum mehr zum Arbeiten 🙂 Handkehrum können die sich ja gut alle ganz friedlich miteinander beschäftigen 😉
Der letzte Punkt ist natürlich Grundvoraussetzung!