Überwintern - alles steht still bis die Kraft wiederkommt plzmÜberwintern - alles steht still bis die Kraft wiederkommt 7b9fedf3a6604f8b979db8a090cdc544

Die Wintersonnenwende ist zwar schon ein paar Wochen her, aber so richtig angefangen hat der Winter erst diese Woche. Menschheit, Tier- und Pflanzenwelt sind am überwintern – die ganze Natur scheint stillzustehen. Die Winterdepression ist nicht weit – ich schalte die Lichtlampe an, um sie zu verscheuchen. Der Körper giert nach einem Winterschlaf, aber die Arbeit erlaubt keine Winterruhe, denn die nächste Saison muss vorbereitet werden.

Es ist kalt und finster. Pessimismus macht sich breit – es gibt gute Gründe, nicht allzu optimistisch in die Zukunft zu schauen: Krise der Demokratie, neuer Faschismus in den Startlöchern, Kriege in der Ukraine und Israel, die Klimaerwärmung scheint einen Kipppunkt erreicht zu haben und niemand kann vorhersagen, wie es weitergehen wird. Auf Twitter und Facebook jagt eine Negativmeldung der anderen nach und niemand scheint sich mehr auf die Zukunft zu freuen.

Man sollte etwas tun: Die Welt retten, Demonstrieren, Solidarisch sein,… doch alle sind müde, nichts scheint sinnvoll zu sein.

Wenn es sich so anfühlt, ist es an der Zeit, zu überwintern!

Winter…

Im Winter ruht die Natur. Pflanzen ruhen unter der Erde und schöpfen Kraft für den Frühling. Die Tiere verkriechen sich vor der Kälte und reduzieren ihren Energieverbrauch auf ein absolutes Minimum, um lebendig durch den Winter zu kommen.

Alles hat seine Zeit. Auch wir dürfen im Winter ruhen, uns zurückziehen und Kraft schöpfen. Es ist ja nicht so, dass gar nichts geschieht, man sieht es nur nicht. Samen, Blumenzwiebeln, Wurzelballen verändern sich durch die Kälte und erst diese Veränderung macht die Fruchtbarkeit im Frühjahr überhaupt möglich.

Unsere Vorfahren hatten keine andere Wahl, als mit dem Land und dem Rhythmus der Jahreszeiten zu leben. Dazu gehörte die Winterruhe, die kurzen Tage, viel Schlaf während den langen Nächten, reden, Geschichten erzählen und gemeinsam singen bei Kerzenlicht. Ruhige Tätigkeiten. Unterhaltsarbeiten an Werkzeug und Gebrauchsgegenständen, für die im geschäftigen Frühling, Sommer und Herbst keine Zeit war. Auch das muss sein! Nur wenn das Werkzeug bereit und in Ordnung ist, kann im Frühling ausgesät und im Herbst geerntet werden.

Unter dem Hochnebel sind die Tage trüb und das schlägt auf die Stimmung. Und doch dreht sich die Erde langsam weiter: Bald ist der 1. Februar, Mariä Lichtmess oder Imbolc, das Fest der heiligen Brigid, wo europaweit mit unzähligen Bräuchen die Rückkehr des Lichts gefeiert wird. Auch wenn danach der Winter noch andauert, merkt man bald, dass die Sonne wieder mehr Kraft hat und an Flecken, wo der Schnee bereits geschmolzen ist, erscheinen bald schon die ersten Krokusse und Schneeglöckchen.

Die Wärme wird spürbar und dann kommt bald der Moment, Bäume und Sträucher von den abgestorbenen Ästen zu befreien und um den Boden für die Saat vorzubereiten. Aber bis es so weit ist, ist noch Winter und die Zeit, um sich auszuruhen und Kraft zu schöpfen.

Buchtipp: «Überwintern. Wenn das Leben innehält» von Katherine May

Manchmal zwingt uns das Leben, eine Pause einzulegen – ob wir wollen oder nicht. Krisen oder Schicksalsschläge bremsen uns aus, und plötzlich stehen wir vor der Frage, wie wir damit umgehen sollen. Katherine May beschreibt in ihrem Buch «Überwintern», wie heilsam es sein kann, wenn man solche Momente nutzt, um sich auf das Wesentliche zu besinnen. Statt ständig zu funktionieren, wie es die Gesellschaft von uns erwartet, plädiert sie dafür, sich bewusst zurückzuziehen und innezuhalten – so wie die Natur im Winter.

Mays Gedanken sind ruhig, fast meditativ, aber nie belehrend. Sie erzählt, wie sie selbst das «Überwintern» gelernt hat, und verbindet ihre Erfahrungen mit Beobachtungen aus der Natur und der Literatur. Es geht nicht darum, Probleme zu lösen, sondern darum, Raum zu schaffen für Rückzug, Erholung und die Möglichkeit, irgendwann mit neuer Kraft weiterzumachen.

Wenn das Leben sich anfühlt, als würde es auf der Stelle treten, kann dieses Buch eine Begleitung sein – keine Anleitung, aber ein Trost.

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Überwintern - alles steht still
Überwintern – alles steht still