Es ist schon wieder Ende Dezember und insbesondere die letzten 3 Monate sind im Nu verflogen. Unglaublich, wie schnell die Zeit plötzlich läuft!

1. Grob geschätzt: Wie war Dein Jahr?

Nicht schlecht. Auf den ersten Blick langweilig, auf den zweiten Blick dann aber doch recht turbulent. Gesundheitlich herausfordernd, was mich zu einigen Entscheidungen zwang, die ich schon länger vor mir herschob. So brachte 2023 neben Sorgen und Freuden vor allem eines mit sich: Veränderungen.

2. Äusserliche Veränderungen?

Ein paar graue Haare mehr, ein paar Kilos weniger. Ich lache wieder mehr. Der Kurze hat sich die Haare schneiden lassen und trägt sie jetzt wieder kurz (wie Sean Connery als James Bond). Ich bin zufriedener, ausgeglichener, und das sieht man mir auch an, obwohl die Menopause ihren Tribut fordert.

3. Wirtschaftliche Veränderungen?

Wie gerne würde ich an dieser Stelle mal schreiben können „wir haben dick im Lotto gewonnen, konnten uns mit dem Geld eine gute Altersvorsorge und ein sanftes Ruhekissen anlegen und darüber hinaus einen schönen Urlaub gönnen“. Leider war uns das auch in diese Jahr nicht vergönnt.

Unser Einkommen ist zwar gestiegen (siehe Punkt 4), aber die Lebenskosten leider noch mehr. Nun, es reicht für alles und ein paar kleine Extras, aber wenn ich die Weltlage betrachte, werden auch 2024 keine grossen Sprünge drin liegen. Natürlich lassen wir uns gerne positiv überraschen!

4. Berufliche Veränderungen?

Neben meiner Selbständigkeit als Fachübersetzerin Gesellschaft und Politik arbeite ich seit März im Nebenjob als Fremdenführerin und Kulturvermittlerin in unserem Schloss und Regionalmuseum Château de Valangin. Die Arbeit mit den Kindern und Erwachsenen macht mir viel mehr Freude, als ich mir je gedacht hätte. Mein Beitrag ist sehr willkommen und wird wertgeschätzt. Ich fühle mich nützlich und habe Freude an der Arbeit.

Schade nur, dass ein so winziger Kulturbetrieb nicht mehr Ressourcen hat. Zu gerne würde ich mein Pensum weiter hochschrauben und ein paar coole Projekte verwirklichen können, die wir im Team angedacht haben.

5. Gesundheitliche Veränderungen?

Man wird halt nicht jünger. Seit August macht mir eine fiese Gürtelrose zu schaffen. Für das Knie, über das ich letztes Jahr schon jammerte, habe ich seit Juni endlich eine Diagnose. Der Orthopäde zögert zwar mit operieren, aber wenigstens kann die Physiotherapeutin nun gezielt Krafttraining mit mir machen, so dass sich trotz Schmerzen meine Beweglichkeit, Kraft und Stabilität wieder verbessert hat.

Wie Ihr ja sicher auf meiner Bucketliste gesehen habt, gehe ich mit mehreren Langstrecken-Wanderungen schwanger und es wäre schade, wenn ich diese nur wegen eines blöden Knies auf das nächste Leben verschieben müsste!

6. Die tiefste Einsicht

Mir ist erst diesen Sommer bewusst geworden, wie sehr mir eine erfüllende Arbeit gefehlt hat (siehe Punkt 4). Nicht erst seit der Geburt des Kurzen, wo ich mich aus der Notwendigkeit heraus selbständig gemacht habe, sondern überhaupt seit ich 1996 mein Staatsexamen fertig hatte und einem „richtigen“ Beruf nachging.

Im selben Zusammenhang ist mir klar geworden, dass ich sehr gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeite. Ich hätte mir nie vorstellen können, Lehrerin zu werden. Aber die Arbeit als Kulturvermittlerin – auch mit Schulklassen! – ist anders gelagert: Man vermittelt zwar durchaus Wissen, kann dies jedoch auf spielerische Weise tun, hat Raum zum Improvisieren, um auf die Fragen und Interessen der Kinder einzugehen und last but not least: für die Disziplin sind die anwesenden Lehrpersonen zuständig! Ich kann mich also ganz und gar auf das konzentrieren, was ich den Kindern oder Jugendlichen vermitteln möchte.

Und noch etwas ist mir klar geworden, das ich vorher so nicht wusste: Es fühlt sich ganz anders an, in einem wohlwollenden, motivierten Team zu arbeiten, wo die Vorgesetzten und die anderen Teammitglieder die jeweiligen Kompetenzen und Ideen schätzen, die jedes Teammitglied beizutragen hat, mit Anerkennung nicht sparen und sich ehrlich darüber freuen, dass man nun auch im Team ist. Es ist ungelogen das erste Mal in einer Arbeitssituation, dass ich den Eindruck habe, richtig dazuzugehören.

Schloss Valangin, Nordseite
Schloss und Museum von Valangin, mein neuer Arbeitsplatz, von Norden aus gesehen

7. Der hirnrissigste Plan?

Die wirtschaftliche und gesundheitliche Situation erlaubt uns keine grossen Sprünge, deshalb halten sich zur Zeit auch die hirnrissigen Pläne in Grenzen. Ich bin ja schon froh, wenn ich ohne Schmerzen einmal ums Dorf spazieren kann. Zwar schiele ich von Zeit zu Zeit auf meine Bucket-List, aber nichts davon ist zur Zeit in der Umsetzung.

8. Die gefährlichste Unternehmung?

Was heisst schon gefährlich? Mit dem blöden Knie, ist es ja schon gefährlich, über eine nasse Steintreppe zu laufen! In Gefahr haben wir uns meiner Erinnerung nach nie gebracht, und trotzdem waren wir viel unterwegs, wenn auch nicht allzu weit. Das Weiteste war Süddeutschland, der Bodensee und das Burgund, sonst haben wir vor allem viel in der Gegend hier unternommen. Es ist ja auch schwierig, wenn man bereits am schönsten Ort lebt, was soll man da noch weit weg reisen…?

9. Best-Of 2023

Das beste Essen:

Eine Freundin aus dem Dorf hat einen Food-Truck mit süditalienischen Spezialitäten eröffnet. Ein Hoch also auf die himmlischen Pucce von Francesca und ihrem Terra del Sud!

Das beeindruckendste Buch:

Ich kann nicht ein beeindruckendstes Buch benennen, es hatte in diesem Jahr mehrere dabei, die hängengeblieben sind: „Wo die Geister tanzen“ von Joana Osman hat mich emotional sehr tief berührt, „Charlotte Löwensköld“ von Selma Lagerlöf hat mir nicht nur Lust gemacht, mehr von Lagerlöf zu lesen, sondern auch den Mut gegeben, mich an weitere klassische Autorinnen und Autoren heranzutrauen. „Wo auch immer wir sind“ von Antoinette Rychner fand ich auf einer anderen Ebene sehr berührend (ich kenne die Autorin und ihre Familie persönlich, der Kurze ist mit dem Jungen befreundet, der in dem Buch krank wird).

Der ergreifendste Film:

Ich kann mich nicht erinnern, ob ich überhaupt Filme geschaut habe. Eher nicht. Im Kino war ich jedenfalls kein einziges Mal.

Die beste CD:

Die neue von Züri West: Loch dür Zyt.

Das schönste Konzert:

In diesem Jahr war ich nur an einem einzigen Konzert, was ich sehr bedaure. Dieses Eine war jedoch sehr berührend: Im Rahmen der Fotoausstellung „Enfance ukrainienne“ sah und hörte ich Kateryna Zhaburovska, eine junge, sehr talentierte Sängerin aus der Ukraine, die zur Zeit in der Schweiz lebt. Sie singt ukrainische Folklore und begleitet sich dazu auf ihrer Bandura. Ihre Musik und ihr Gesang berühren direkt das Herz.

Ach, hört und schaut doch einfach selbst:

Wer Kateryna auf den sozialen Medien folgen möchte, kann das zum Beispiel auf ihrem Instagram-Kanal tun: @kateryna_zhaburovska

Die beste TV-Serie:

Da wir praktisch nur in den Weihnachtsferien Serien gucken, haben wir uns endlich das viel gelobte „Wilder“ auf Play Suisse angesehen und waren nicht enttäuscht. Und im Dezember natürlich die dritte Staffel Tschugger.

10. In diesem Jahr zum ersten Mal getan?

Mir einen Neuenburger Museumspass gekauft und immer wieder alleine Museen der näheren Umgebung besucht und auf eigene Faust entdeckt. Das hatte ich mir schon lange vorgenommen und ich wurde nicht enttäuscht. Da hat sich für mich eine völig neue Welt aufgetan (ich war vorher noch nie freiwillig, ganz von mir aus, in einem Kunstmuseum). Ein Dank geht an dieser Stelle raus an Regula Stämpfli, die in der Die Podcastin immer wieder von Kunst und ihrer Bedeutung für die Gesellschaft schwärmt und mich neugierig gemacht hat. Mich hat nicht alles angesprochen, was ich gesehen habe, aber das Eine oder Andere hat mich tief berührt.

Was habe ich sonst noch so zum ersten Mal gemacht? Forellen gekocht, die der Kurze selbst gefangen hatte. Er hat nämlich jetzt das Fischerpatent und ich staune, wie das stundenlange Ins-Wasser-Starren mein hyperaktives Kind erden und einmitten kann. It’s magic!

Ebenfalls zum ersten Mal habe ich mehrere Flohmärkte mit Second-Hand-Schmuck bestritten. Auch das war eine bereichernde Erfahrung, die ich in Zukunft sicher öfter wiederholen werde.

An einem Online-Wettbewerb in keltischer Küche teilgenommen und mit meinem Holunder-Sirup-Rezept direkt gewonnen.

11. Nach langer Zeit wieder getan?

Als Angestellte in einem Team gearbeitet (siehe Punkt 4).

Von allen Ehrenämtern zurückgetreten, um mehr Zeit für mich zu haben und mich in aller Ruhe neu orientieren zu können.

Ich habe wieder mal den Mann und Sohn an einen Offroad-Event begleitet, etwas, ein Hobby, das ich mit dem Mann geteilt hatte, bevor der Kurze zur Welt kam, und dann aber zugunsten der immer seltener werdenden Zeit für mich darauf verzichtete. Dieses Jahr fuhr ich das eine oder andere Mal mit, um alte Bekanntschaften wieder zu treffen und alte Freundschaften neu zu knüpfen.

12. Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen

Das Übliche: Gesundheitliche Sorgen, Schulsorgen und Sorgen, die Freunde und Familienmitglieder erleben mussten. Die weltweit aufflammenden Kriege und Umweltkatastrophen.

13. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte

Alles, was mit der Berufswahl des „Kurzen“ – ich muss mir einen neuen Spitznahmen ausdenken, das Kind ist aufgestängelt und jetzt einen halben Kopf grösser als ich – zusammenhängt: Sich umsehen, nicht nur eine Option anpeilen, in verschiedenen Berufen und Betrieben schnuppern gehen… In einem Jahr gilt es dann Ernst!

14. Schönste Geschenke

Ein zweites Stand Up Paddle, so dass wir (theoretisch) gemeinsam paddeln können. Blumen. Bücher und Büchergutscheine. Und am allerwichtigsten: Immer wieder Zeit für mich, die ich so dringend benötige, um Kraft zu schöpfen und meine Batterien zu laden.

15. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat

„Bleib liegen, ich übernehme das“, als ich im Sommer mehrere Wochen am Stück wegen der Gürtelrose geplättet war.

16. Meine Lieblingsblogs und Lieblingspodcasts des Jahres

So wie’s ausschaut, haben meine Lieblingsblogger/innen ungefähr gleich viel Zeit zu schreiben, wie ich habe, um Blogs zu lesen… also nicht sehr viel. Zur Zeit lese ich – neben den üblichen Verdächtigen unter den „Elternblogs“, die ich seit Jahren stalke – regelmässig „Denkzeiten„, „Puremyself“ und auch „gnaddrig ad libitum“ teilt immer wieder interessante Gedanken.

Als ich im Sommer wochenlang faul krank herumlag, habe ich Podcasts entdeckt. Am liebsten höre ich Die Podcastin (der feministische Wochenrückblick) von Isabel Rohner und Regula Stämpfli, und Freiheit DeLuxe von Jagoda Marinic (beide auch beim Apfel und dem grünen Punkt).

17. 2023 war mit einem Wort

Transformierend.

18. Zum Vergleich: Die Fragebogen der letzten Jahre

Wenn es Euch wundernimmt, findet ihr hier noch meine 10 erfolgreichsten Artikel aus dem letzten Jahr: Best Of 2023.

Hier der traditionelle Fragebogen zum Jahresende 2023
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