„All about a Girl“ von Caitlin Moran
Wir alle haben während unserer Jugendzeit ein paar Dinge getan, auf die wir rückblickend nicht besonders stolz sind. So auch Johanna, die zu Beginn der 90er Jahre im britischen Wolverhampton aufwächst. Johanna ist die Älteste einer grossen Familie, die, wie so viele andere damals, von Sozialhilfe lebt. Sie versucht, etwas aus ihrem Leben zu machen, was gar nicht so einfach ist, wenn man mit nichts anfängt. MIt 16 schmeisst sie die Schule hin, um als Musikkritikerin Geld zu verdienen.
Frei nach dem Motto „fake it till you make it“ gibt sie vor, so zu sein, wie sie gerne sein möchte. Sie schläft mit (fast) jedem, betrinkt sich, raucht, gibt die grosse Mackerin – und bleibt doch immer noch das Kind, das nach Anerkennung sucht. Irgendwann bleibt ihre Selbstachtung auf der Strecke und sie merkt, dass sie irgendwo falsch abgebogen und zu einem echten Arschloch mutiert ist.
„All about a Girl“ ist schnell und frech geschrieben und die Autorin kann sich gut an das Selbstverständnis junger Frauen erinnern. Ich hatte erst Mühe in die Geschichte reinzukommen, bis ich mich zum ersten mal fragte: „Schreibt die über mich?“ Danach konnte ich es nicht mehr weglegen.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und empfehle es auch gerne weiter!
„All about a Girl“ (orig. „How to Build a Girl“)
Caitlin Moran, übersetzt von Regina Rawlinson
carl’s books, München, 2015
Paperback, Klappenbroschur, 377 Seiten
ISBN: 978-3-570-58542-9
auch als eBuch erhältlich
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„Tödliche Gedanken“ von Marcus Johanus
Ich lese seit Längerem Marcus Johanus‘ Blog für Autoren und höre mir auch gerne seinen Podcast „Schreibdilettanten“ an, den er gemeinsam mit Axel Hollmann herausgibt. Mit „Tödliche Gedanken“ hat er nun seinen ersten Thriller veröffentlicht.
Patricia „Patty“ Bloch wächst bei ihrer allein erziehenden Mutter auf. Eines Tages hat die Jugendliche eine Vision und wird dabei fast überfahren. Danach geht es Schlag auf Schlag: Ein Amoklauf in der Schule, ein weiterer mitten in der Kleinstadt und beide Male sind die Täter Freunde von Patty; und beides sind Jugendliche, die so gar nicht dem typischen Amokläufer entsprechen. Pattys „Visionen“ werden stärker und sie hat den Verdacht, dass sie mit den Amokläufen in Verbindung stehen. Nun will Patty gemeinsam mit ihrem Freund Lias herausfinden, wer in der Kleinstadt den Menschen im Kopf herumpfuscht und weshalb, oder ob sie simpel und einfach verrückt wird.
Für meinen Geschmack ist die Ich-Erzählerin Patty zu geschwätzig, und drückt uns zu oft ihre psychologischen Theorien auf die Augen. Gerade zu Beginn des Buches hat mich das sehr genervt und mehr als einmal vom Lesen abgelenkt, aber nur, bis ich mal tiefer in der Geschichte drin war. Danach konnte ich das Lesegerät kaum mehr weglegen. Man merkt dem Buch an, welche Autoren Marcus Johanus gerne liest und er muss sicher noch mehr Erfahrung sammeln, um mit einem Stephen King oder Robert Bloch in einer Liga zu spielen. Aber für ein verregnetes Wochenende auf dem Sofa ist „Tödliche Gedanken“ genau das Richtige.
„Tödliche Gedanken. Er kennt dein Geheimnis. Wie kannst du ihm vertrauen?“
E-Book von Marcus Johanus
Verlag Midnight (by Ullstein), September 2015
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„Bis ans Ende der Geschichte“ von Jodi Picoult
Picoults mitreissender Holocaust-Roman gehört für mich zum Besten, was ich in letzter Zeit gelesen habe. Ich bin lange um das Buch herumgetigert, bevor ich zu Lesen anfing, Denn alles was mit dem Holocaust zu tun hat, kann man nicht gerade als leichte Lektüre bezeichnen, geschweige denn als amüsanten Zeitvertrieb.
In ihrem neuen Roman verquickt Picoult die Geschichte(n) mehrer Personen. Da ist einerseits die junge Bäckerin Sage, der Altnazi Josef Weber und Leo Stein, der Nazijäger, deren Beziehung den Hauptplot bildet. Dann ist da Minka, die Grossmutter, eine Jüdin, die Auschwitz überlebt hat und deren Geschichte für das Buch zentral ist. Die dritte Erzählebene handelt von der fiktiven Alina, die sich in einen Untoten verliebt. Alinas Geschichte spielt eine wichtige Rolle im Leben der anderen Protagonisten, denn ohne sie wäre Minka vielleicht nicht mehr am Leben und Sage wäre Josef nie begegnet und hätte somit auch Leo nicht kennen gelernt.
Sage lebt nach einem Autounfall, in dessen Folge ihre Mutter ums Leben kam, sehr zurückgezogen. In einer Trauergruppe lernt sie den über neunzigjährigen Josef Weber kennen und die beiden freunden sich an. Schon nach kurzer Zeit gesteht Josef Sage, dass er ein Nazi sei und bittet die junge Jüdin, ihm seine während des Holocaust verübten Gräueltaten zu verzeihen und ihm beim Sterben zu helfen. Verwirrt wie sie ist, meldet Sage dies bei der Polizei, die sie an eine Sondereinheit der Bundesbehörden verweist. Dort kommt sie mit Leo Stein ins Gespräch, der für eine Anklage als Kriegsverbrecher mehr Beweise benötigt, als die alleinige Aussage des alten Mannes. Also fährt Sage zu Minka, ihrer Grossmutter, und fängt an, ihr Fragen über das Leben im dritten Reich zu stellen.
Schuld und Vergebung, wo verläuft die Grenze zwischen Gut und Böse und was bringt einen eigentlich guten Menschen dazu, fürchterliche Verbrechen zu begehen? Gibt es für einen solchen Menschen Vergebung und wenn ja, durch wen?
Jodi Picoult verflicht all die verschiedenen Erzählebenen, all diese Menschenleben zu einer emotional intensiven Geschichte rund um diese Fragen. Ihr Roman ist sicher keine leichte Lektüre. Ich musste das Buch zwischendurch weglegen und ein paar Mal tief durchatmen. Trotzdem ist es ein lohnendes Leseerlebnis!
„Bis ans Ende der Geschichte“ ist als Taschenbuch, eBook und Hörbuch erhältlich:
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