Ich wüsste, dass anderswo etwas stattfinden würde, was Kurzem grossen Spass bereiten würde. Trotzdem sitze ich auf der Bank am Spielplatz, während er zum gefühlt 500sten Mal die Rutsche runterrutscht – neuerdings rückwärts auf dem Bauch.
Er wollte Rutschen. Unbedingt. Obwohl ich ihm das Alternativprogramm schmackhaft zu machen versuchte, zog er die alte Rutsche „seines“ Spielplatzes vor. Mir war’s egal. Also der Spielplatz.
Dabei überlegte ich mir dann, ob das wirklich in seinem Interesse ist. Oder wäre es besser gewesen, ihn trotz Protest und 99% Trotzanfallwahrscheinlichkeit unter den Arm zu klemmen und besagten Anlass zu besuchen, auf dass er etwas Neues erlebt. Logo, sobald wir dort angekommen wären, wäre auch die Kleinkinderwelt wieder in Ordnung gewesen. Aber Kleinkinder ziehen nun mal den Spatz in der Hand der Taube auf dem Dach vor. Immer und in jedem Fall. Und das Vertraute dem Unbekannten. In ihrem Bemühen, die Welt zu erforschen und zu verstehen, hängen sie an den Teilen davon, die sie schon kennen.
Uns Eltern macht das nicht immer Freude. Zum millionsten Mal dieselbe CD anhören, zum zweimillionsten Mal dieselbe Geschichte auf exakt genau dieselbe Art und Weise erzählen (sonst WEHE!), immer auf den selben Spielplatz spielen gehen. Vertraute Handlungen, rituelle Abläufe, Routinen.
Ich bin auf den Spielplatz und nicht an den Anlass. Kurzer wird die Welt in seinem Tempo entdecken. Das ist seine Wesensart als Kind der Spezies Homo Sapiens Sapiens. Aber heute benötigte er eine vertraute Umgebung und vertraute Spiele.
Ein wenig schade, finde ich, denn er hat etwas verpasst…
Hat er das wirklich? Er ist nach einem Tag nach seinen Wünschen zufrieden in die Badewanne und danach ins Bett gestiegen, hat Papa und mir nochmal erzählt, was er alles gesehen und erlebt hat (eine Schnecke im Landrover!) und ist dann müde eingeschlafen.
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Kinder können gar nichts verpassen – das ist meine Meinung. Und an die Situationen auf dem Spielplatz und dem 1000dsten Mal Runterrutschen kannten wir auch sehr gut. Ich habe einmal in einem PEKIP-Kurs gelernt: Solange ein Kind sich mit irgendwas beschäftigt, einfach nicht stören. Machen lassen. Egal, wie langweilig das für uns aussehen mag. Wir Eltern sind es, die häufig eine Handlung unterbrechen und finden: Schau doch auch noch da, mach doch auch noch dies… etc. etc. Und dann wundern wir uns, dass unsere Kinder nicht konzentriert und länger als eine Sekunde an etwas dran bleiben können. Ich habe gelernt, einfach so lange nichts zu sagen, bis die Buben etwas anderes wollten. Mit dem Alter kommt das dann füh genug… Geniesse es also noch, dass du ruhig auf einer Bank warten kannst, bis der Kurze genug vom Spielplatz hat!
Habe ich gerade auf google+ empfohlen – gefällt mir, die Einstellung, liebe Katharina! Während du an Ratgeberitis erkrankt bist, darf ich sagen, eine starke Allergie gegen Förderitits zu haben 😉
Herzlichen Gruss, Christine
Hey, ich hätte zumindest gerne gewusst, was das „Andere“ gewesen wäre. So dachte ich die ganze Zeit, wohin du wohl hast gehen wollen mit dem Kleinen…. 😉
Wir machen aber oft auch „nur“ das, was den Kids Spass macht, und das ist manchmal ganz simpel. Egal. Ehrlich gesagt haben wir aber auch schon Sachen „durchgezogen“, die wir halt gerne haben wollten und wo wir wussten, dass es den Kids Spass machen würde, wenn sie es erst mal sehen würden. So egoistisch bin ich schon.
Hihi, etwas mit Traktoren denk 🙂
Logisch, wenn ich dort hin möchte, dann ist’s wieder etwas anderes, dann wird verhandelt. Aber wenn es mir egal ist und dem Kurzen wichtig (und der Lange gar nicht dabei ist) dann darf er bestimmen. Das ist bei uns aber immer so, wenn es jemandem wichtig ist und den anderen nicht.
Das händeln wir bei uns auch so!
Als Eltern einer Kleinen (22 Mte) sind die Entscheidungen „noch“ bei uns.
Beim Lesen der Geschichte kam mir gleich eine Situation mit meinem Gottemeitschi in den Sinn. Wir hatten abgemacht für einen coolen Tag und meine Schwester hat im Vorfeld nichts besseres gewusst, als ihr mitzuteilen, was dann – während ihrer Abwesenheit – alles Zuhause passieren wird.
Der Erlebnistag war dann ziemlich kurz und von grossem Heimweg geplagt. Danke für die proaktiven Informationen!!